La Palma East Coast Edition
Workation, remote work oder Digital Nomad – was ist was? Ein Blick hinter die Kulissen
Workation, ich dachte lange, dass es sich dabei um ein weiteres schreckliches denglisches Wort handelt. Es setzt sich zusammen aus den eigentlich gegensätzlichen Begriffen Work und Vacation, also Arbeit und Urlaub. Während meiner Zeit im Coliving in der Schweiz im Winter 2024 habe ich das Wort aber auch immer wieder von nicht-deutschsprachigen Menschen gehört. Daher bin ich mir nicht so ganz sicher, ob es wirklich Denglisch ist oder nicht.
Die meisten Menschen, die ich in den letzten 3 Jahren meines Digitalnomadentums getroffen habe und die unterwegs auf Reisen gearbeitet haben, nannten es eher remote arbeiten. Der Großteil davon war bzw. ist übrigens bei einer Firma angestellt oder als Freelancer tätig, also eher ein Corporate Nomad. Digital Nomads sind per Definition eher selbstständig tätig und/oder haben ihr eigenes Business. Nomaden, die ihren Lebensunterhalt mit passivem Einkommen – dem Traum aller Digitalnomaden – verdienen, habe ich bisher noch nicht kennengelernt.
Den Großteil meiner Zeit als Digitalnomadin habe ich übrigens als Corporate Nomad verbracht. Meine damalige Firma war sehr offen für das Arbeiten vom europäischen Ausland aus und das habe ich im Winter 2021 direkt ausgenutzt, habe meine Wohnung in München gekündigt und mit Laptop und Wanderausrüstung im Gepäck nach La Palma geflogen. Meine Erfahrungsberichte von den Kanaren gibt es hier – Spoiler Alert, ich bin schon 3x wieder im Winter auf den Kanaren gewesen und plane gerade Besuch #4.
Umsetzung einer Workation
Falls du angestellt bist und überlegst, eine Workation zu machen, stehen dir 2 Möglichkeiten offen: es einfach durchziehen und keinem davon erzählen. 2021 gab es davon eine Menge auf den Kanaren. Aufpassen musst du nur mit der Krankenversicherung und natürlich, falls du häufig mal spontan ins Büro musst. Empfehlen kann ich es persönlich aber nicht. Ich würde eher raten, frühzeitig ein Gespräch mit deiner Chefin zu suchen. Hast du sie überzeugt, kann sie sich auch bei der Personalabteilung für dich einsetzen. Einige rechtliche und versicherungstechnische Dinge gibt es nämlich schon zu beachten, also gibt es auf jeden Fall etwas mehr Aufwand für die Firma.
Daneben gibt es viele weitere Möglichkeiten, vom oder im Ausland zu arbeiten. Wenn du dich selbstständig machst und dabei einen Gründerzuschuss bewilligt bekommst, kannst du deine Firma zum Beispiel auch vom Ausland aus starten. Im Gegensatz zum Arbeitslosengeld, bei dem du ja vor Ort sein musst, kannst du diese staatliche Förderung auch bekommen, während du reist. Allerdings musst du hier vorab einen Business- und Finanzplan einreichen und deine Betreuerin davon überzeugen, dass dein Vorhaben tragbar ist.
Auf Teneriffa hab ich zudem eine angehende Ärztin kennengelernt, die Teile ihres PJs bei einem deutschen Arzt auf Teneriffa absolviert hat. Also auch für weniger digitale Berufe gibt es durchaus Wege, im Ausland zu arbeiten. In vielen Bundesländern (außer Bayern) kannst du zudem einen Bildungsurlaub beantragen und diesen im Ausland verbringen. Zum Beispiel mit Spanisch lernen und Surfen auf Fuerteventura.
Unterkunft für eine Workation: Coliving vs. Airbnb
Bist du mit Freundinnen oder Kolleginnen unterwegs, bietet es sich natürlich an, ein Airbnb oder eine Ferienwohnung zu mieten. Lass dir hier vorab immer eine Info zur W-Lan Geschwindigkeit schicken, vor allem wenn du bzw. ihr viele Videocalls hast/habt.
Was ich auch häufiger mache, ist mich bei Freunden, die in den Urlaub fahren, anzuschließen. Häufig arbeite ich dann etwas weniger, um für gemeinsame Aktivitäten Zeit zu haben.
Mein Fazit nach 3 Jahren Remote Work
Aktuell arbeite als Freelancerin im Bereich Webdesign & Webentwicklung. Zudem habe ich Anfang 2024 Bergnomadin gegründet mit der Mission, aus normalen Menschen Abenteurerinnen zu machen. Mit Vagabondia gebe ich weiterhin Einblicke in meine Reisen und wie ich versuche, das remote Arbeiten damit zu verbinden. Allerdings zweifle ich immer mal wieder, ob es mich wirklich glücklich macht und ob ich mir nicht wieder einen „normalen“ Job mit richtigen Kolleginnen und Arbeitszeiten suchen sollte.
Ab Anfang Juli werde ich zudem wieder etwas heimischer und ziehe in eine WG nach Garmisch-Partenkirchen, wo ich vor 2 Jahren bereits gelebt hab.