La Gomera
Aktualisiert: 21. Juni 2024
Die Insel der kurvigen Straßen, des Nebels und der deutschen Hippies.

Für 10 Tage habe ich die Insel gewechselt und mein geliebtes La Palma verlassen, um auch der Nachbarinsel La Gomera eine Chance zu geben, der zweitkleinsten Kanareninsel. Die Anreise hat sich nicht ganz so bequem gestaltet, da die Fähre von La Palma nach La Gomera schon um 5 Uhr in der Früh losfährt. Doch das frühe Aufstehen hat sich gelohnt: San Sebastian funkelt von der Fähre aus im sanften Licht und kurz nachdem ich von Land gehe, kann ich einen wunderbaren Sonnenaufgang mit Blick auf Teneriffa und den Teide genießen.

Dann heißt es erstmal: Frühstück und vor allem Kaffee finden. Zum Glück haben einige Cafes schon am (für spanische Verhältnisse) frühen Morgen auf und ich kann gemütlich mit meiner Zeitung auf dem iPad, Kaffee und einem süßen Teil in den Tag starten.
Für den ersten Tag auf La Gomera hab ich mir eine kleine Wanderung auf dem Fernwanderweg GR132 ausgesucht, der einmal um die komplette Insel führt. Heute geht es aber nicht um die komplette Insel, mein Ziel ist ein Strand in "nur" 7km Entfernung. Unterwegs verstecke ich ein paar meiner Sachen hinter einem Busch, damit mein Rucksack ein bisschen leichter wird. Schneller als gedacht erreiche ich mein Ziel, den Playa de la Guancha. Den Strand hab ich komplett für mich alleine. Ich genieße das Meeresrauschen und lese mein Buch "This one wild precious life" weiter, was nicht nur super in die aktuelle Zeit passt, sondern auch zum Thema wandern und mit sich selbst sein.

Vamos: Ab ins Valle Gran Rey
Zurück in San Sebastian will ich mir eigentlich ein paar Läden ansehen, die haben aber fast alle zu. La Gomera ist tatsächlich noch kleiner und dörflicher, als ich es angenommen habe. Ich kauf mir daher ein Eis und warte auf den Bus, der mich in das Tal "Valle Gran Rey" bringt, wo ich die nächsten Tage verbringen werde.
Das Eis bereue ich ein bisschen, als der Bus (auf den Kanaren auch als GuaGua bekannt) die ersten Kilometer hinter sich gebracht hat. Denn auch La Gomera ist mal wieder sehr kurven- und serpentinenreich und die Busfahrer sind nicht gerade langsam unterwegs. Vor jeder Kurve wird zwar gehupt, aber die Straßen sind teilweise ziemlich eng und ich hoffe einfach auf wenig Gegenverkehr. Ich versuche, die Augen zuzumachen und zu schlafen, will aber auch gleichzeitig den Ausblick genießen. Irgendwann hab ich auch diese Busfahrt überstanden, ohne zu kotzen. Yeah, vielen Dank Magen!

Abends kommt dann auch mein Reisebegleiter für La Gomera an: Marek, ein Kollege aus München, mit dem ich mir die Unterkunft teilen werde und ein paar Wanderungen machen werde. Erst ist aber eher gemütlich unterwegs und nicht ganz so verrückt wie ich.

Mein Alltag auf der Insel gestaltet sich wie überall: tagsüber arbeiten und abends wandern gehen, an den Strand und essen. Nicht wirklich spektakulär, daher gibt es hier nur einen kleinen Auszug der Wanderungen und Auslüge, die ich auf La Gomera gemacht habe:
Wanderung von Valle Gran Rey nach El Cercado

Sonntag, gutes Wetter aber irgendwie keine Motivation da (kann ich mir selbst nicht erklären): ich starte daher erstmal gemütlich in den Vormittag, gehe eine Runde spazieren, trinke 2-3 Kaffees unterwegs und schaue auf einem Markt vorbei. Erst dann starten wir mit der heutigen Wanderung nach El Cercado, zu der mich Marek erst überzeugen muss.. Zum Glück sind wir noch losgegangen, denn die Wanderung ist wirklich schön, mit tollen Ausblicken nach La Palma und El Hierro. Wir kämpfen uns teilweise durch wilde Natur und Blumen - eine Machete wäre hilfreich gewesen. Unterwegs gibt es ein Eis im Cafe Maria und vor dem Abendessen noch ein Bad im Meer.

Trailrun zur Hochfläche La Merica

Einer meiner Mitbewohner aus La Palma hat mir diese Tour empfohlen: Von Valle Gran Rey zur Hochfläche La Merica. Von dort kann man eine schöne Rundtour machen und weiter nach Arure laufen (oder wandern) und von dort absteigen. Mit hat es gereicht, bis zu dem bekannten Baum zu laufen, mich kurz im Schatten auszuruhen, den Ausblick zu genießen und wieder zurückzurennen. Der Sommer kommt so langsam auf den Kanaren an und für mich wird es langsam schon fast zu heiß, um zu joggen.
Feierabendwanderung auf den Fortaleza de Chipude (1.243m)

Punkt 17:00 lass ich heute den Stift fallen um eine kleine Tour zu starten. Mit dem GuaGua geht es hinauf in Richtung Nationalpark in den kleinen Ort Chipude. Von dort besteige ich den Felsen Fortaleza de Chipude und fühle mich kurz wie in den Dolomiten bzw. Alpen. Es wird felsig und man muss sogar ein bisschen "klettern" - was der Tour direkt den Status "anspruchsvoll" verleiht. Leider ist es auch sehr windig und es ziehen dunkle Regenwolken auf. Ich bleib daher nur kurz am Gipfel, an dem ein Pärchen tatsächlich ein Zelt aufgestellt hat und komme pünktlich zum Regen wieder an der Bushaltestelle an.

Sprint auf den Alto de Garajonay (1.482m)
Vom Parkplatz geht es ausnahmsweise mal ziemlich schnell und bequem auf den höchsten Punkt La Gomeras. Leider mit null Sicht, da es wiedermal ziemlich bewölkt ist. Statt einer längeren Wanderung fahren wir mit unserem Cabrio daher nach Alojera. Eigentlich wollen wir dort noch ein bisschem am Strand liegen. Wir haben die Entferungen hier aber komplett unteschätzt und sind ewig unterwegs - was nicht nur an meiner langsamen Fahrweise liegt, sondern (auch) an den extrem kurvenreichen Straßen. Statt am Strand zu liegen essen wir daher direkt zu Abend: leckeren frischen Fisch im bekannten Restaurant Prisma, begleitet vom Sonnenuntergang.

Wanderung im Nationalpark Garajonay
Nach einer aufregenden Autofahrt nach El Cedro über Schotterpisten geht es endlich in den Urwald La Gomeras. Riesige Farne und Bäume begleiten uns. Und leider wieder gar keine Sicht. Trotzdem eine tolle Tour und im Wald ist es ja eigentlich auch egal, wie das Wetter ist.
Get your motor running: Roadtrip auf La Gomera

Ein Rentnerausflug steht auf La Gomera auch noch auf dem Programm - zum Glück aber ohne Heizdecken sondern im eigens angemieteten Fiat 500 Cabrio (in das ich ein bisschen verliebt bin). Erster Stopp ist das Dorf Vallehermoso im Norden der Insel. Die Straße von Valle Gran Rey schlängelt sich erst nach oben und dann wieder nach unten. Vallehermoso hat nicht mal 3.000 Einwohner, ist also überschaubar. Wir spazieren durch den Ort, göhnen uns ein zweites Frühstück und hören sogar eine Samba-Truppe, die gerade übt.

Wir düsen weiter in den noch kleineren Ort Agulo, wo es "endlich" schon wieder was zu essen gibt. Für das Nickerchen fahren wir weiter an den angeblich schönsten Strand La Gomeras: zum Playa de la Caleta. Er ist nicht nur superschön, sondern wir freunden uns auch mit der Strandkatze an, die mit mir kuschelt und am Ende sogar auf meinem Rücken ratzt. Wir dösen ein bisschen am Strand und ich lese mein Buch über Sowjetistan. Auf dem Heimweg gibt es noch leckere Tapas in Hermigua.

Mein persönliches Fazit zu La Gomera

Zum Urlaub machen und wandern komme ich gerne nochmal - zum leben und arbeiten ist mir La Gomera dann doch zu klein und es ist mir zu wenig los. Der Fernwanderweg GR132 ist aber auf jeden Fall auf meiner To-Do Liste gelandet. Und auch den Ort würde ich anders wählen, nicht unbedingt in Valle Gran Rey, sondern eher im Norden bleiben. Da sind die Orte zwar noch kleiner und ruhiger, aber es sind auch weniger deutsche Hippies unterwegs und mir hat es dort einfach besser gefallen.