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Via Valais Teil 1: Verbier - Cabane des Becs de Bosson

Aktualisiert: 21. Juni


Trailrunning auf der Via Valais

Die ersten 3 Tage auf der Via Valais haben es in sich, dafür sind die Ausblicke umso gigantischer. Von Verbier aus geht es hoch hinaus und man hat ab Tag eins 4.000er und Gletscher im Blick - was will man als Trailrunner mehr?


Via Valais Etappe 1 - Keep yourself alive

Verbier (2.255m) - Cabane d'Essertse (2.197m)


Via Valais Etappe 1 in Zahlen

Los geht es am ersten Tag mit einer Seilbahnfahrt von Verbier nach La Ruinettes auf 2.255m. Da trotzdem noch 30km anstehen, ist man aber gut ausgelastet und kann ohne schlechtes Gewissen auch mal mit der Bahn hochfahren. In Verbier waren mir die Unterkünfte zu teuer, daher habe ich in Le Chable übernachtet - direkt unter der Seilbahn. In der Übernachtung war dann das Ticket für die Seilbahn schon inklusive, sehr praktisch.

An einem kleinen Bach entlang laufe ich die ersten Meter auf dem Via Valais - durch die Wolken schimmern bereits die ersten 4.000er. Hier ist es noch relativ touristisch mit vielen Seilbahnen und Hütten. Vorteil ist, dass sich die Tour hier ziemlich einfach verkürzen lässt, wenn man den ersten Tag ein bisschen entspannter angehen möchte.


Unterwegs treffe ich einige Trailrunner und bin ziemlich neidisch auf ihre kleinen Rucksäcke. Ich hab mal wieder viel zu viel Wasser & Essen eingepackt, an laufen ist heute nicht zu denken. Ich spüre zudem die Höhe und vermutlich auch meine Lunge, die nach Corona nicht wieder 100% einsatzbereit ist und bin entsprechend langsamer unterwegs, als ich es gewohnt bin.

Auf wirklich tollen Trails, die bald auch viel wilder werden, geht es immer wieder hoch und runter. Ich laufe an einigen zauberhaften Seen vorbei und sehe direkt am ersten Tag eine handvoll Murmeltiere. Auch an einem Gletscher laufe ich vorbei. Dort knicke ich plötzlich ziemlich dumm um - und denke mir "Mist, das wars mit der Via Valais. Ich muss hier rausgeflogen werden und verbringe meinen restlichen Urlaub auf Krücken und in Seilbahnen". Doch ich habe Glück und keinerlei Schmerzen oder Schwellungen. Der Schock sitzt mir aber noch in den Knochen und mir ist ein bisschen schwindelig. Ein Riegel richtet das ganze wieder und ich gehe langsam weiter, da ich weiß, dass bald eine Hütte kommen sollte. Die letzten Meter zu meinem heutigen Ziel, die Cabane d'Essertse ziehen sich dann ziemlich und ich bin froh, als ich endlich ankomme - pünktlich zum Abendessen.


Die Hütte Cabane d'Essertse ist sehr klein, gemütlich und wird von netten jungen Leuten geführt. Ich treffe zudem andere Trailrunner, von denen einer auch auf der Via Valais unterwegs ist. Klugscheißer-Klemens, den ich in den nächsten Tagen noch ein paarmal treffen werde. Eigentlich ganz nett, aber eben auch ein kleiner Klugscheißer. Nach dem Abendessen falle ich sofort ins Bett - ich bin ziemlich platt, habe deutlich länger gebraucht als angenommen und habe ziemlich Respekt vor den nächsten Tagen, die noch einen Tick länger werden.



 


Via Valais Etappe 2 - I want it all

Cabane d'Essertse (2.197m) - Cabane de Auguilles Rouges (2.814m)


Doch am nächsten Morgen starte ich mit neuer Energie - was 10 Stunden Schlaf nicht so alles ausmachen. Unterwegs gibt es einige Schafherden inklusive Hunden, denen ich begegne. Nach meinen Erlebnissen in Portugal und Spanien mit wilden Hunden können mir so ein paar Schäferhunde nichts anhaben. Ich lasse sie bellen und beachte sie nicht weiter. Bin aber auch froh, als ich die Schäferin in der Nähe entdecke, die gerade einem ihrer Hunde Tricks beibringt.


Kurz später gibt es noch Stau an der Wassertränke am Ufer des Lac du Dix. Diesmal sind es schwarze Kühe (ich dachte, die sind hier alle lila), die uns den Weg versperren. Todesmutig wage ich mich mit einem deutschen Pärchen an ihnen vorbei und bin froh, dass wir es ohne Probleme schaffen. Ich plaudere ein bisschen mit den beiden und muss grinsen, da sie mich „Profi“ nennen - Kleider machen Leute und so.


Hochalpin geht es weiter, an einem Gletscherbach fülle ich aber erstmal noch meine Wasservorräte auf. Sehr lecker und erfrischend! Wirklich schnell bin ich in dem Gelände nicht unterwegs, aber es ist eine willkommene Abwechslung zum eher langweiligen Schotterweg vorher. Zur Hütte muss ich nochmal einige Höhenmeter nach oben, die mich ziemlich fordern. Was mir dabei hilft: das Hörbuch "Das Limit bist nur du" von Jonas Deichmann, der in Triathlons die Welt umrundet.


Heute bin ich ein bisschen schneller unterwegs und bin bereits eine halbe Stunde bevor es Abendessen gibt an der Cabane de Auguilles Rouges. Die Hütte ist deutlich größer, liegt aber auch schöner und man hat vom Speisesaal und Trockenraum einen tollen Blick auf einige 4.000er. Klugscheißer-Klemens wartet schon auf mich und wir tauschen uns kurz über unseren heutigen Tag aus.



 


Via Valais Etappe 3 - Hammer to Fall

Cabane de Auguilles Rouges (2.814m) - Cabane des Becs de Bosson (2.982)


Via Valais Etappe 3 in Zahlen

Heute schaffe ich es, tatsächlich mal ziemlich früh unterwegs zu sein. Die Etappe hat es aber auch in sich - über 2.000 Höhenmeter geht es erst nach unten ins Tal nach Evolène auf 1.300 Meter, bevor es nochmal 1.600 Höhenmeter nach oben zur Cabane des Becs de Bosson auf fast 3.000 Meter geht. Der Weg ins Tal "hinunter" - natürlich geht es in den Bergen nie nur nach unten und ich muss zwischendrin fast 500 Höhenmeter nach oben überwinden - lohnt sich aber trotzdem und ist wunderschön. Am Ende geht es durch den Wald und hier laufe ich zum ersten Mal einen Teil der Strecke, da sie einfach zu sehr laufbar ist, als dass ich es mir entgehen lassen könnte. Unterwegs gibt es auch immer wieder Abkürzungen, es lohnt sich aber, den Weg wie vorgegeben zu laufen bzw. zu wandern.


In Evolène gönne ich mir ein Mittagessen und quatsche mit meiner Familie - hier gibt es endlich mal wieder W-Lan. Da heute der 1. August und Schweizer Nationalfeiertag ist, hängen überall Fahnen, die Schweizer haben zudem frei und genießen das super Wetter. Ein bisschen komme ich mir daher fehl am Platz vor im Restaurant mit meinen verschwitzen Klamotten, werde zum Glück aber trotzdem bedient. In Evolène gibt es einige kleine Läden und Restaurants, es macht also Sinn, hier die Vorräte nochmal aufzustocken.


Danach kommt dann der Hammer to Fall: an vielen typischen Walliser Hütten, die heute mit zahlreichen Fahnen geschmückt sind, geht es vorbei zum Pas de Lovegno auf 2.669m. Ich schnaufe ziemlich und muss einige Pausen einlegen, bis ich am Pass ankomme. Von dort aus geht es über eine Hochebene nochmal einige Höhenmeter zur Cabane des Becs de Bosson. Man sieht die Hütte erst 5 Minuten, bevor man da ist, was mich ziemlich frustriert. Doch die Lage ist einfach unbeschreiblich.


Zum Abendessen gibt es dann tatsächlich Fondue, das ich vorreserviert habe. An meinem Tisch sitze ich mit einem netten deutschen Ehepaar um die 60 und Elisa aus Zürich. Klugscheißer-Klemens entdecke ich am anderen Tisch (zum Glück). Wir haben einen echt netten Abend zusammen und werden mit einem wirklich unbeschreiblichen Sonnenuntergang belohnt. Die Qualen des Tages sind dadurch fast vergessen und ich sitze noch lange draußen (und später im Panorama-Raum) und genieße die freie Sicht auf 4.000er, Gletscher und den Mont Blanc.

Die Cabane des Becs de Bosson ist eine meiner Lieblingshütten auf der Tour - ein sympatisches Hüttenteam (Kinder und Katzen krabbeln durch den Aufenthaltsraum), ein Panoramaraum mit vielen Büchern und Zeitschriften und einfach tolle Aussichten in alle Richtungen. Eignet sich daher auch wunderbar für einen Pausentag.



 

Die ersten drei Tage und damit das erste Drittel der Via Valais habe ich hinter mir - auf jeden Fall anstrengend, aber ich bin stolz, dass ich es durchgezogen habe.



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