Auf dem Dach La Palmas: Roque de los Muchachos (2.426m)
Aktualisiert: 21. Juni
Das Wochenende steht an und damit natürlich: wandern und mehr von der Insel erkunden. Mit Marie, die ich letzte Woche (natürlich beim wandern, wo sonst?) kennengelernt habe, habe ich mir vorgenommen, den GR131 zu wandern. Ein Fernwanderweg, der einmal auf alle Gipfel La Palmas führt.
Bei Sonnenschein starten wir am Hafen von Tazacorte, also quasi auf Meereshöhe. Unser Ziel: der höchste Gipfel La Palmas, der Roque de los Muchacos. Von dort wollen wir dann eigentlich noch weiterwandern zu einer Hütte, hier Refugio genannt. Eigentlich.
Aber zurück zum Start, denn zunächst heißt es erstmal: der Weg ist gesperrt. Wir müssen daher einen kleinen Umweg durch einen Bananenplantage auf uns nehmen, um die Wanderungen zu starten. Wir sammeln schnell Höhenmeter und genießen die gute Sicht auf den Hafen und das Meer und stoßen dann endlich auf den ersten Wegweiser des GR131.
Es geht mal mehr und mal weniger steil nach oben und wir verfluchen schon bald unsere schweren Rucksäcke. Da wir geplant haben, in der Hütte zu übernachten, es unterwegs aber keine Möglichkeit gibt, Wasser aufzufüllen, schleppen wir entsprechend viel Zeug mit: Übernachtungssachen, Wasser und Essen für zwei Tage und natürlich warme Klamotten.
Trotz schwerem Rucksack genieße ich die Wanderung und bin weiterhin schwer beeindruckt von der Natur und Landschaft hier. Vom Sonnenschein wandern wir in den Nebel hinein und wieder hinaus. Vor allem der letzte Abschnitt zum Gipfel ist wahnsinnig schön und ich will fast nicht, dass er endet - was er gefühlt auch nicht tut, die letzten 5 km ziehen sich wie Kaugummi dahin.
Irgendwann haben wir es dann aber doch geschafft: In knapp 8 Stunden haben wir den höchsten Gipfel La Palmas erklommen - nach 2.500hm und 18km in den Knochen sind wir mächtig stolz auf uns.
Doch scheinbar mag uns der Gipfel nicht sonderlich: er empfängt uns ziemlich unfreundlich mit Wind, Schnee und null Sicht. Wir überlegen daher, ob es wirklich sinnvoll ist, weiter zur Hütte zu laufen. In 3 Stunden wird es dunkel, wir haben noch 15 Kilometer vor uns und der Wind schlägt uns ziemlich ins Gesicht. Daher entscheiden wir schnell, dass es sich für uns heute nicht lohnt, noch weiterzugehen. Der Mann im Informationshäuschen ruft uns ein "Taxi für die Touristinnen mit den großen Rucksäcken" - ich bin froh, Marie dabeizuhaben, die Spanisch spricht und die Organisation übernimmt. Auf der Straße, die fast bis zum Gipfel führt, laufen wir dem Taxi entgegen und sehen unterwegs noch mehr Schnee.
Dann hält endlich ein Auto neben uns - ich glaub erst nicht, dass das unser Taxi ist: 3 bierbäuchige Männer, zu denen wir einsteigen sollen? Ich frage Marie, ob das wirklich unser Taxis ist, aber sie hat ihren Rucksack schon in den Kofferraum geschmissen und steigt in das Auto ein. Ich also hinterher. Die Männer scheinen nett zu sein und plaudern ein wenig mit Marie - ich verstehe leider nicht viel davon. Auf einmal halten wir an einem Restaurant, da die Männer noch Kaffee trinken wollen. Marie und ich bleiben im Auto - und uns fällt auf, dass sie sogar den Autoschlüssel haben stecken lassen. Jetzt habe ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass ich anfangs skeptisch war, in das Auto zu steigen. Nach 10 Minuten sind sie zurück und fahren uns zur Bushaltestelle im nächsten Ort.
Im Bus zurück nach Los Llanos schlafen wir beide fast ein und freuen uns einfach nur auf eine heiße Dusche, Essen und ein Bett.