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Pyrenäenauszeit und eine kleine Tour de France
Aktualisiert: 21. Juni
Ende des Jahres geht es nochmal in die Pyrenäen. Wegen des frühen Wintereinbruchs geht es für Marie und mich auf die Skipiste und zum Abschluss doch noch auf einen fast-3.000er. Und auf der Rückfahrt erlebe ich dann auch noch ein kleines Abenteuer...
„Non, c'est une autre heure de départ. Ce train va à Paris“. Ich schau den Familienvater verzweifelt an, dessen Kleinkind scheinbar auf meinem Platz sitzt und dem ich mein Ticket entgegenhalte. Und dann dämmert es mir so langsam, warum mein Sitzplatz belegt ist. Ich bin in den falschen Zug gestiegen. Statt nach Lyon fährt der TGV zum Gare de Lyon – in Paris. Merde. Nach all den Abenteuern in diesem Jahr bin ich wohl etwas leichtsinnig geworden. Und auch noch Pech, da der Zug direkt nach Paris durchballert und nicht wie die meisten anderen unterwegs hält.
Aus Scham setze ich mich erstmal auf eine Treppe im Eingangsbereich und ignoriere dabei gekonnt den Zugbegleiter. Eine kurze Recherche zeigt, dass ich mit viel Glück in Paris noch den letzten Zug zurück nach Lyon erwischen kann. Gleichzeitig recherchiere ich, wie schlimm aktuell die Bettwanzenplage in Paris ist und kontaktiere Freunde, die vielleicht jemanden in Paris kennen. Nur für den Notfall.
Das Zuguniversum meint es gut mit mir und wir kommen tatsächlich pünktlich und ohne Fahrkartenkontrolle um kurz nach halb neun Uhr abends in Paris an. Nicht meine entspannteste Fahrt. Kurz bekomme ich am Bahnsteig noch Panik, ob wir auch beim Aussteigen kontrolliert werden. In Frankreich wird schon vor dem Einsteigen in den Zug das Ticket kontrolliert, wenn man auf das Gleis möchte. Doch zum Glück kann ich direkt zu meinem Anschlusszug düsen. In den 18 Minuten Umsteigezeit buche ich schnell online mein Ticket und hole mir mein Abendessen – eine Packung Tuc, Kekse und eine Flasche San Pellegrino.
Pyrenäenauszeit
Doch zurück zum Anfang meiner Reise in die Pyrenäen, deren Rückfahrt ich mir doch etwas anders vorgestellt hab. Dafür war meine Pyrenäenauszeit superschön. Kurz vor Jahresende treffe ich meine Wanderfreundin Marie endlich wieder. Schon letztes Jahr hatten wir im November ein paar aufregende Tage in den Pyrenäen verbracht und bevor sie ihren neuen Job in den Alpen anfängt, treffen wir uns dieses Jahr im kleinen Örtchen Font Romeu in Frankreich.
Die Anreise gestaltete sich schon ein wenig abenteuerlich, da auf der Strecke von Barcelona nach Puigcerdá Schienenersatzverkehr angesagt ist. Zum Glück bin ich nicht allein unterwegs und kann dem Mob einfach beim Umsteigen folgen. Im Grenzörtchen Puigcerdá warten dann Marie und Tartiflette auf mich. Nach einer langen Umarmung bringt uns Berlingo Tartiflette sicher nach Frankreich in unsere Ferienwohnung.
Dort erwartet uns am nächsten Morgen ein unglaublich toller Sonnenaufgang. Wir sind im dritten Stock und die Berge um uns herum leuchten pink und ich freu mich auf die nächsten Tage.
Winter is coming
Leider sind nach unserer ersten Wanderung im T-Shirt Regen und Schnee angesagt. Ende November ist halt auch in den Pyrenäen irgendwann mal Winter. Statt auf 3.000 zu steigen wandern wir durch den Schnee zur Skistation von Font Romeu. Auch wenn ich bisher ja (noch) nicht so der Winterfan bin, sieht die Landschaft in weiß schon ziemlich schön aus. Und auch die umliegenden Berggipfel sehen mit weißen Spitzen noch beeindruckender aus.
Für den nächsten Tag leihen wir uns spontan Ski aus. Die Liftanlagen laufen noch nicht, daher schleppen wir unsere Ski die Piste hoch. Die Mini-Abfahrt macht aber trotzdem ziemlich viel Spaß und ich freu mich schon auf meine Zeit in der Schweiz, während der ich das Skifahren hoffentlich noch besser lerne. Meine Schwünge sind weniger elegant und erinnern eher an einen Elefanten auf Ski. Aber immerhin ein Elefant, der nicht stürzt.
Puigmal d’Err
An unserem letzten gemeinsamen Tag in den Pyrenäen haben wir noch etwas ganz Besonderes vor: wir wollen auf den Puigmal steigen. Mit 2.910 Metern ist er ähnlich hoch wie die Zugspitze. Anfangs bin ich noch skeptisch, ob wir das mit Schnee, Eis und nur einem Paar Grödel schaffen. Doch es liegt kaum Schnee und wir sind nach knapp 2 Stunden auf dem Gipfel angelagt. Trotz Wind gönnen wir uns hier eine ausgiebige Brotzeit mit französischem Käse und Salami. Wir sind beide superstolz auf uns, Ende November nochmal auf knapp 3.000 Metern gewesen zu sein.
Nachdem unsere Hintern fast eingefroren sind, machen wir uns über eine alte Skistation auf den Rückweg. Unterwegs entdecken wir eine tote Gämse, die neben dem Weg liegt. Wir trauern ein bisschen um sie und rätseln, was wohl ihre Todesursache war. Hoffentlich steckt da keiner der Köter dahinter, die hier leider trotz Leinenpflicht überall frei rumlaufen. Ein wenig weiter unten treffen wir dann zwei quicklebendige Gämsen, die uns aus der Ferne ein Stück begleiten und denen wir freudig zuwinken. Marie hilft zudem einer verwirrten älteren Dame, die auf dem Weg zur Skistation ist und sich ziemlich freut, uns zu sehen. Die beiden quatschen auf französisch, während ich danebenstehe und versuche, nett zu lächeln und nicht einzufrieren.
Dankbarkeit.
In den Bergen komme ich ja meistens zum Nachdenken und bin aktuell ziemlich dankbar. Die Pyrenäen sind das 7. Gebirge, in dem ich dieses Jahr unterwegs bin, was schon ziemlich verrückt ist. Und auch wenn die Zeit in Chile, Kanada und den USA meistens zumindest aufregend war, freue ich mich gerade ziemlich, meine Familie und Freunde wieder drücken zu können und gemeinsame Wanderungen zu machen.
Erstmal packe ich aber alle Klamotten und meinen Rucksack ins Gefrierfach. Nur um sicher zu gehen, falls sich während meinem kurzen Aufenthalt in Paris doch eine Bettwanze in mein Gepäck geschmuggelt hat.
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