Mini-Herbstferien in Südtirol
Aktualisiert: 21. Juni
Leuchtende Herbstfarben, klare Sicht und ein letztes Mal auf fast 3.000 Metern stehen, bevor der Schnee kommt.
Endlich wieder in Südtirol: mindestens einmal im Jahr muss es einfach sein. Und wenn auch „nur“ für ein langes Wochenende Ende Oktober. Dafür aber mitten in die Dolomiten - das Airbnb „Ferienwohnung mit Geislerblick“ in St. Magdalena hält, was es verspricht und ich hab nicht nur vom Balkon, sondern von allen Räumen aus die Dolomiten fest im Blick.
In Laufnähe von St. Magdalena ist die bei Fotografen beliebte Kapelle St. Ulrich. Als wir Freitag Abend ankommen, stehen diese schon in rauen Mengen bereit und warten auf die blaue Stunde. Der Foto- (und vermutlich auch Instagram) Wahn ging bereits soweit, dass der Bauer die Wiese vor dem Fotomotiv einzäunen lassen musste, damit sie nicht zertrampelt wird.
Die Gegend um den Geisler ist aber nicht nur wegen der Kapelle bekannt. Reinhold Messner ist hier im Tal aufgewachsen und hat am Geisler das Klettern gelernt. Daher auch der Messner-Klettersteig.
Sas de Pütia/Peitlerkofel
Auf den geht es aufgrund mangelnder Erfahrung aber nicht, sondern „nur“ auf den Sas de Pütia. Von Zans aus geht es - vermutlich zum letzten Mal in diesem Jahr - auf 2.800 Meter. Erst an der Schlüterhütte, auf italienisch Refugio Genova, sieht man nach über 600 Höhenmetern in den Beinen dann auch den Gipfel des Peitlerkofels, wie der Berg im deutschen genannt wird. Die Serpentinen sehen aus der Ferne unglaublich steil aus und das letzte Stück auf den Gipfel so, als wäre es nur echten Kletterern vorbehalten. Angeblich führt aber ein anfängerfreundlicher und sehr kurzer Klettersteig nach oben.
Erstmal geht es aber einen unglaublich schönen und flachen Höhenweg entlang mit großartigen Ausblicken auf die Dolomiten. Ein perfekter Biwak-Platz, von dem es sich bestimmt wunderbar den Sonnenaufgang genießen lässt, notiere ich mir. An der Scharte vorbei wird es dann aber tatsächlich erstmal ziemlich steil. Am Einstieg zum Klettersteig zweifle ich kurz, ob ich es wirklich wagen soll: alleine da hochklettern? Zwar mit Klettersteigset, aber nicht wirklich viel Übung in diesem Jahr?
Via Ferrata Zeit auf den letzten Höhenmetern
Natürlich wage ich mich dann doch nach oben: und das Adrenalin lässt nicht lange auf sich warten. Wie viel Spaß es einfach macht, ein bisschen zu klettern und das Set endlich mal
wieder zu nutzen. Oben angekommen bin ich dann tatsächlich kurz ganz alleine - auf dem sehr beliebten Gipfel nicht unbedingt selbstverständlich. Nach 5 Minuten gesellt sich dann aber ein zankendes Pärchen zu mir - einer der beiden hat den Aufstieg wohl nicht so genossen und droht, nie wieder einen gemeinsamen Urlaub anzutreten. Das war es mit der Ruhe. Ich schieße noch einige Fotos und will eigentlich vor den beiden absteigen, daraus wird aber leider nichts. Einige dramatische Szenen und mehrfache Drohungen „das war mein letzter Urlaub mit dir“ lassen mich beim Abstieg schmunzeln. Auch die beiden Drama-Queens schaffen es aber irgendwie nach unten und zanken sich weiter. Ich packe schnell mein Klettersteigset ein und flüchte - bisher war es noch amüsant, langsam reicht es mir aber.
Manchmal kann man nur den Kopf schütteln, wer und mit welcher Ausrüstung so manch einer in den Bergen und vor allem auf Klettersteigen unterwegs ist. Neben den beiden Zank-Gockeln ist mir ein Pärchen mit Boots bzw. Sneakern entgegengekommen - und natürlich ohne Klettersteigset…
Für Anfänger ist der Steig allerdings gut geeignet: nicht zu lang, aber trotzdem mit ein paar sportlichen
Stellen, die ein bisschen Geschick erfordern. Man ist fast die ganze Zeit gesichert und wirklich ausgesetzt ist es nie. Und der Rundumblick oben lohnt sich sowieso.
Sunday Morning: Geisleralm
Sonntag Morgen steht für mich ein Traillauf auf dem Programm: Direkt von der Wohnung geht es knapp 800 Höhenmeter auf die Geisleralm. Erst über langweilige Forstwege, dann mit unglaublichem Blick auf die Geisler-Gruppe komme ich pünktlich mit der Sonne an der Geisleralm an.
Bei Kaffee und Apfelstrudel lasse ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen und genieße einfach den Sonntagvormittag. Und ich habe Glück, denn ich hab genau die 30 Minuten des Tages erwischt, in denen sich die Sonne zeigt - der restliche Tag ist eher bewölkt und grau.
Flitzer-Wasserfall: Leider ohne Nackte
Auslaufen kann ich mich bei einer kleinen Nachmittagswanderung zum Flitzer-Wasserfall, dessen Name aber leider nicht das verspricht, an was man zuerst denkt. Die Farben und die Natur laden aber auch ohne Nackte zum verweilen ein, wäre es nur nicht so kalt.
Das lange Wochenende endet leider viel zu schnell, wir schaffen es aber zum Glück vor dem Schneechaos am Brenner wieder zurück nach Deutschland.